Ein plötzlicher Todesfall, eine schwere Erkrankung oder ein Unfall verändert nicht nur das emotionale Gleichgewicht einer Familie, sondern hat auch unmittelbare wirtschaftliche Folgen. In vielen Haushalten wird das Ausmaß finanzieller Abhängigkeiten erst dann deutlich, wenn das Einkommen eines Partners oder Elternteils abrupt wegfällt. Die Folgen reichen von vorübergehenden Zahlungsschwierigkeiten bis hin zur existenziellen Bedrohung.
Dabei geht es nicht allein um den Einkommensausfall des betroffenen Familienmitglieds, sondern auch um zusätzliche Belastungen, die durch die veränderte Lebenssituation entstehen. Dazu zählen Pflegekosten, therapeutische Maßnahmen, Umbauten, Fahrtkosten oder die Reduktion der eigenen Arbeitszeit zur Betreuung der Kinder oder Angehörigen. Ohne ausreichende finanzielle Rücklagen oder gezielte Versicherungsbausteine entsteht schnell ein Liquiditätsengpass.
Statistiken zeigen, dass viele Haushalte finanziell nicht auf unerwartete Schicksalsschläge vorbereitet sind. Laut der Deutschen Bundesbank verfügten im Jahr 2023 rund 40 Prozent der Haushalte über keinerlei oder nur sehr geringe liquide Rücklagen (Quelle: Monatsbericht Juli 2023, Bundesbank).
Ein plötzlicher Todesfall bedeutet nicht nur den Verlust eines Menschen, sondern häufig auch den Wegfall eines Gehalts, auf das die Familie angewiesen war. Hinzu kommen direkte Kosten wie:
Im Falle einer schweren Erkrankung oder eines Unfalls verschiebt sich das Problem: Zwar besteht Anspruch auf Lohnfortzahlung und Krankengeld, doch reichen diese Leistungen oft nicht aus, um das bisherige Einkommen zu kompensieren. Spätestens nach sechs Wochen endet die Lohnfortzahlung, danach übernimmt die gesetzliche Krankenkasse in der Regel nur noch etwa 70 Prozent des Bruttoeinkommens, gedeckelt auf die Beitragsbemessungsgrenze.
Elternteile reduzieren in solchen Fällen häufig ihre Arbeitszeit oder bleiben ganz zu Hause, um sich um die Betreuung der Kinder oder pflegebedürftigen Angehörigen zu kümmern. Dies führt zu weiteren Einkommensverlusten, die nicht automatisch von Sozialleistungen aufgefangen werden.
Die Lösung besteht nicht darin, jedes theoretische Risiko abzusichern, sondern in der passgenauen Kombination geeigneter Instrumente das persönliche finanzielle Risiko tatsächlich kalkulierbar zu machen. Dabei stehen insbesondere folgende Versicherungsprodukte im Fokus:
Die Risiko-LV gehört zu den klassischen Absicherungen für Familien und junge Erwachsene. Im Todesfall des Versicherten zahlt sie eine vorher vereinbarte Summe an die Hinterbliebenen aus. Die Auszahlung ist einkommensteuerfrei (§ 3 Nr. 10 EStG) und kann flexibel zur Abdeckung von Nachlassverbindlichkeiten, Hypotheken, Ausbildungskosten oder laufenden Lebenshaltungskosten verwendet werden. Sie eignet sich insbesondere zur finanziellen Entlastung der Familie im Ernstfall. Die Risikolebensversicherung ist ein wichtiges Instrument in der Vorsorge- und Nachlassplanung.
Diese Versicherung zielt darauf ab, Bestattungs- und Bestattungsfolgekosten zu decken. Sie ist besonders für ältere Versicherte relevant, ersetzt jedoch keine weitere umfassendere finanzielle Vorsorge wie eine Risikolebensversicherung. Seit der Abschaffung des gesetzlichen Sterbegeldes im Jahr 2004 besteht hier eine Versorgungslücke, die unbedingt privat geschlossen werden sollte.
Die Krankentagegeldversicherung sichert den Verdienstausfall ab dem Tag, an dem die gesetzliche Lohnfortzahlung endet. Sie ist besonders für Selbstständige, Freiberufler und gutverdienende Angestellte ratsam und kann existenzsichernd sein, da das gesetzliche Krankengeld über die GKV schnell an finanzielle Grenzen stößt. Bei Privatversicherten ist es zwingend notwendig.
Die „BU“ bietet eine monatliche Rente, wenn du aufgrund gesundheitlicher Einschränkungen deinen Beruf dauerhaft oder mindestens länger als 6 Monate nicht mehr ausüben kannst. Eine umfassende Absicherung sollte idealerweise mindestens 80 bis 90 Prozent des Nettoeinkommens betragen. Laut Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) wird etwa jeder vierte Arbeitnehmer im Laufe seines Erwerbslebens einmal berufsunfähig.
Die Dread-Disease-Versicherung zahlt eine einmalige Kapitalleistung bei Diagnose einer bestimmten schweren Krankheit wie Krebs, Schlaganfall oder Herzinfarkt. Sie eignet sich zur schnellen Überbrückung finanzieller Engpässe oder zur Finanzierung notwendiger Umbaumaßnahmen.
Die Unfallversicherung greift, wenn eine körperliche Beeinträchtigung durch einen Unfall bestehen bleibt. Besonders relevant ist sie für Kinder, Eltern, Immobilienbesitzer, Rentner oder Selbstständige, um die Mehrkosten einer dauerhaften körperlichen Beeinträchtigung zu decken. Oberstes Ziel sollte es sein, Liquidität für einen Umbau der Wohnung oder des Hauses, Spezialumbauten des Pkw und regelmäßige Kosten für Prothesen, Medikamente und andere Heilmittel und Heilbehandlungen zu schaffen. Dieser Mehraufwand kann selten problemlos und vollständig aus Rücklagen und regelmäßigem Haushaltseinkommen bezahlt werden.
Ein oft übersehener Aspekt betrifft die Erbregelung. Wenn ein Testament Pflichtteilsansprüche auslöst, etwa durch Enterbung oder ungünstige Quotenverteilung, müssen diese Ansprüche in bar erfüllt werden (§ 2317 BGB). Ohne ausreichende Liquidität kann dies dazu führen, dass Immobilien oder Betriebsvermögen verkauft werden müssen, um die Ansprüche zu bedienen. Finanzielle Rücklagen oder gezielte Versicherungssummen können hier als „Liquiditätspuffer“ dienen.
Finanzielle Schicksalsschläge lassen sich nicht verhindern, aber ihre Folgen lassen sich planen. Eine durchdachte Absicherungsstrategie sorgt dafür, dass Familien auch in extremen Lebenssituationen handlungsfähig bleiben. Entscheidend ist die regelmäßige Überprüfung und Anpassung der bestehenden Verträge an die jeweilige Lebenssituation.
Insbesondere für Familien mit Kindern, Immobilienbesitzern, Selbstständige oder Haushalte mit einem Hauptverdiener ist es ratsam, mit einem fachkundigen Berater zu klären, welche Risiken bestehen und wie sie abgesichert werden können. Ziel ist nicht maximale Versicherung, sondern bedarfsgerechte Liquidität im richtigen Moment.